Erinnerungskultur

#HAL0910

Wie kann nachhaltiges Gedenken an rechten Terror aussehen? Zunächst einmal muss das Problem anerkannt werden.

In einer Namenwand haben wir die Namen von Opfern rechter Gewalt festgehalten. Du kannst einen Eindruck zu dem Menschen bekommen, wenn du über den Namen herüberfährst.

Rechter Terror

Wenn eine schwere Gewalttat bekannt wird, die – wie der Mord an Walter Lübcke im Juni oder der Anschlagsversuch auf die Synagoge in Halle an der Saale im Oktober 2019 – mutmaßlich rechtsextrem oder rassistisch motiviert war, wird schnell gefragt, ob eine neue „Qualität“ der Gewalt erreicht sei. Mitunter wird auch spekuliert, ob es inzwischen einen rechtsextremen Untergrund oder gar eine „Braune Armee Fraktion“ gebe. Andere Teilnehmer*innen der medialen Debatte erinnern daran, dass Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik eine lange Geschichte habe. Ein Blick auf den einschlägigen Wikipedia-Beitrag offenbart indes ein Dilemma: Eine verbindliche und allgemein akzeptierte Definition für „Rechtsterrorismus“ gibt es nicht, und die zahlreichen aufgeführten Beispiele zeigen ein Tableau unterschiedlicher Formen rechtsextremer und rassistischer Gewalt, aus dem sich kein einheitliches Bild gewinnen lässt.

Wahrnehmungsdefizite

Definitorisch wäre Rechtsterrorismus zunächst nach zwei Seiten hin abzugrenzen: Gegenüber anderen Formen von Terrorismus, die nicht als rechtsextrem gelten, und gegenüber anderen Formen politischer Gewalt von rechts, die nicht als terroristisch zu bezeichnen sind. Doch bis heute entzieht sich der Begriff „Terrorismus“ einer einfachen Definition.

Für den Politikwissenschaftler Armin PfahlTraughber steht der Begriff „für die Formen von politisch motivierter Gewaltanwendung, die von nicht-staatlichen Gruppen gegen ein politisches System in systematisch geplanter Form mit dem Ziel des psychologischen Einwirkens auf die Bevölkerung durchgeführt werden und dabei die Möglichkeit des gewaltfreien und legalen Agierens zu diesem Zweck als Handlungsoption ausschlagen sowie die Angemessenheit, Folgewirkung und Verhältnismäßigkeit des angewandten Mittels ignorieren“

Der 9. Oktober

Synagoge
Kiezdöner
Wiedersdorf

Was geschah?

Am 9. Oktober 2020 ermordete ein rechtsextrem motivierter Attentäter Jana L. und Kevin S. im Rahmen eines antisemitischen, rassistischen und antifeministischen Attentat. Seine Tat steht im Kontext eines ideologischen Netzwerkes. Anhand der obigen Timeline versuchen wir den Tag des 9. Oktobers im wesentlichen zu rekonstruieren.

Beispielfoto

Kemah

"Wir saßen in der Küche und haben ntv geguckt."

Beispielfoto

Luisa und Alessa

"Wir saßen in der Küche und haben ntv geguckt."

Beispielfoto

Berit

"Wir saßen in der Küche und haben ntv geguckt."

Beispielfoto

Franziska

"Wir saßen in der Küche und haben ntv geguckt."

Vorm Oberlandsgericht

Hier überlegen wir noch. Man könnte zum Beispiel für jeden Prozesstag auf entsprechende Dokumentationen verweisen. Eine Tabelle muss noch eingefügt werden. Vielleicht eine Tabelle mit Zeug:innen?

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Interview mit Halle gegen Rechts

Seit Jahren kämpft das hallenser Bündnis gegen rechte Strukturen vor Ort. Wir sprachen mit Valentin Hacken, Sprecher des Bündnis Halle gegen Rechts, darüber wie ein nachhaltiges Gedenken an rechten Terror aussehen könnte und welche Hürden bestehen.

jetzt

In Halle wollen am Samstag die sogenannten „Identitären“ aufmarschieren. Was wollt ihr dem entgegesetzen?

Valentin Hacken

Wir planen mehrere Demonstrationen, Kundgebungen und Infostände, wir hoffen es kommen mindestens 1500 Menschen. Die Stadt Halle und die Uni organisieren außerdem ein Bürgerfest gegenüber dem Haus der Identitäten hier in Halle. Und es sieht ganz so aus, als ob wir schon im Vorfeld Erfolg hätten.

jetzt

Inwiefern?

Valentin Hacken

Eigentlich wollten die „Identitären“ vom Hauptbahnhof aus durch die ganze Stadt laufen. In Gesprächen mit der Versammlungsbehörde haben wir aber festgestellt, dass sie wahrscheinlich eine deutlich kürzere Route laufen werden, um zu vermeiden, dass sie blockiert werden. Das wäre natürlich ein gutes Zeichen.

jetzt

Hattet ihr mit dem Erfolg gerechnet?

Valentin Hacken

Nein, wir sind ziemlich überrascht. Insgesamt wurden uns für die Aktionen über Crowdfunding auch fast 3500 Euro gespendet. Damit hatten wir nie gerechnet. Seit die AfD hier in Sachsen-Anhalt im Landtag sitzt, können sich die Identitären darauf verlassen, dass sich die Partei in vielen Punkten hinter sie stellt. Für uns sind die Bedingungen hier deswegen deutlich härter geworden. Die AfD greift uns immer wieder an und stellt zum Beispiel Anträge darauf, dass uns Fördermittel gekürzt werden. Bisher hatte sie damit zum Glück keinen Erfolg.
Aber wir werden immer dagegenhalten. Und, das darf man nie vergessen: Es geht hier um ein rechtsextremes Netzwerk, das viel mehr umfasst als ein paar hundert rechtsextreme Jugendliche und Studierende.

Über uns

Irene

Ich habe gegen 12.00 Uhr die Bibliothek am Steintor verlassen und bin zu meiner Krankenkasse gelaufen, um ein Formular abzugeben. Danach wollte ich eigentlich Mittag essen. Stattdessen saß ich dann bis zum späten Nachmittag bei der Krankenkasse fest. Ich habe “Bist du safe??”-Nachrichten geschrieben und beantwortet und die Nachrichtenlage verfolgt. Eine der Mitarbeiterinnen hat mich schließlich mit dem Auto zurück zur Bibliothek gefahren, wo eine Freundin auf mich gewartet hat. Wir haben uns lange umarmt und Falafel gegessen. Als ich abends wieder nach Hause konnte, war mein Mitbewohner längst da. Die Wohnungstür war trotzdem zweimal abgeschlossen.

Sören

Meine damalige Mitbewohnerin kam am 9. Oktober in mein Zimmer gelaufen, mit dem Handy in der Hand. Am Wasserturm hätte jemand Handgranaten geworfen, ein Bekannter habe ihr auf Instagram geschrieben. Man solle unbedingt drinnen bleiben. In der Nähe wohnend, hatten wir vorher nichts gehört. Aber es war offensichtlich, wem an der Stelle ein Anschlag gelten könne. Den Tag über blieben wir zu Hause und versuchten über’s Internet auf dem Laufenden zu bleiben. Der Weg am Abend zum Marktplatz war ein merkwürdiger. Er führte über die LuWu an der Stelle, die wir den ganzen Tag im Video in Endlosschleife gesehen hatten.

Das Projekt

Den Opfern rechten Terrors gedenken. Wie kann das nachhaltig geschehen? Das war die Leitfrage, die über diesem Projekt stand.

Du willst deine Erinnerung auf dieser Seite mit einbringen? Schreib uns eine Mail an kontakt@hal0910.de.

Impressum

Diese Website entstand im Rahmen eines Projektes für den Masterstudiengang MultiMedia & Autorschaft an der Universität Halle.

Verantwortlich im Sinne des Presserechts

Irene Schulz und Sören Engels
kontakt@hal0910.de
Master MultiMedia & Autorschaft
Mansfelder Straße 56
06108 Halle (Saale)

Credits

Wir danken der Amadeu Antonio Stiftung für die freundliche Genehmigung der Nutzung ihrer Recherchen zu Todesopfern rechter Gewalt, die in dem interaktiven Cover dieser Microsite Einfluss gefunden hat.

Datenschutz

Einführende Worte

Server

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